Vorwort von Prof. Dr. med. Daniel Hell zum Buch „Himmel und Erde verbinden“

Vorwort

BuddhaSpiritualität ist heute in aller Munde. Nur: Was meint Spiritualität wirklich? Wie unterscheiden sich die verschiedenen Zugänge zu spirituellem Erleben in Mystik, Religion und Psychologie? Welche Schwierigkeiten und Krisen können bei der Suche nach Spiritualität auftreten?

Solche und andere Fragen legt Frau Tanja Scagnetti-Feurer ihrem ausserordentlichen Werk zu Grunde. Es gelingt ihr, aus der breiten Literatur die vorhandenen vielschichtigen Materialien zu bündeln und zu sichern. Vor allem aber schafft sie das Meisterwerk, die verschiedensten Zugangs- und Verständnisweisen spirituellen Erlebens so darzustellen, dass das Wesentliche und zum Teil Gemeinsame nicht verloren geht. Es macht Freude, sich der Führung der Autorin anzuvertrauen und wie an einem roten Faden durch das weite Feld der Spiritualität geführt zu werden. Dabei macht Frau Scagnetti-Feurer auch kein Hehl daraus, dass ihr die Transpersonale Psychologie besonders am Herzen liegt. In diesem Bereich sind auch die praktischen Beispiele angesiedelt, die sie mit qualitativen Analyse-Methoden sehr genau, aber auch illustrativ untersucht.

Besonders hat mir gefallen, dass es in diesem Buch nicht darum geht, spirituelle Erfahrungen nur als etwas Besonderes darzustellen, sondern Frau Scagnetti-Feurer versucht, sie wieder mit dem Alltag zu verbinden. Dabei kommen auch Schwierigkeiten zur Sprache. Aber im Zentrum des Buches steht die Integration spiritueller Ansätze ins Alltagsleben. Als hohes Ziel leuchtet immer wieder der Wandel des ganzen Menschen auf.

Diese grundlegende Thematik ist der christlichen Tradition nicht fremd. Persönlich habe ich sie am Beispiel der faszinierenden frühchristlichen Eremiten, der sogenannten Wüstenväter und -mütter, darzustellen versucht. Frau Scagnetti-Feurer geht einen anderen Weg. Sie findet moderne Worte, die scheinbar von einem personalen Verständnis der Transzendenz bzw. einem persönlichen Gott absehen. In der von ihr dargestellten zwischenmenschlichen Praxis kommt aber die Bedeutung der Ich-Du-Beziehung in aller Deutlichkeit zum Ausdruck. Im Alltag wird damit wichtig, was die jüdisch-christliche Tradition als Abbild einer transzendenten Beziehung hervorhebt.

So bin ich auch beeindruckt vom Schluss dieses Buches. Hier hebt Frau Scagnetti-Feurer den ‚Kontakt‘ – die Ich-Du-Beziehung – als Wurzel von Religion und Spiri­tualität hervor und geht darauf ein, warum die psychotherapeutische Beziehungsarbeit für die Integration spiritueller Erfahrungen so bedeutsam sein kann.

Ich freue mich, dass dieses Werk nun auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist und wünsche ihm einen verdienten Erfolg.

Meilen, 11. Juni 2009

Prof. Dr. med. Daniel Hell

 

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